22.3.06

Umlauf - Tag 1

Der Untertitel diese logs lautet ja nun "Aus dem Alltag eines Frachtfliegers...". Aus diesem Grund möchte ich hier einfach mal chronologisch einen schönen Umlauf mit all seinen Höhen und Tiefen der Reihe nach als kleine Serie beschreiben:

Tag 0:
Morgen soll mein Umlauf losgehen. Er beginnt damit, daß ich als Passagier vom Standort meines Arbeitgebers aus nach Köln fliegen soll.
Prompt klingelt bei mir das Telefon und mein morgiger Mitstreiter, der Kapitän, stellt sich vor und verkündet, daß er privat aus seiner Heimatstadt nach Köln reisen werde und wir uns daher erst morgen abend im Hotel in Köln treffen würden.

Das bedeutet, ich werde also morgen alleine unterwegs sein.


Tag 1:
Es läuft fast zu gut... Nachdem ich die richtige S-Bahn zum Flughafen erwischt habe (gut die Rolltreppen in meiner Station und(!) der Aufzug funktionierten mal wieder nicht, so daß ich mein Gepäck für sieben Tage mal wieder per Hand die Treppen hinabzerren durfte...), sehe ich am Flughafen auch direkt den von mir geschätzten Hotelbus stehen.

Leider hat sich mein Arbeitgeber aus Kostengründen für den Standort seines "Flight Operations Center" (Das sind vier kleine Büros und ein Briefingraum...) einen Bürotrakt in einem dem Flughafen nahe gelegenen Industriegebiet ausgesucht.
Somit muss ich im Gegensatz zu meinen Passagezeiten jeweils am Flughafen noch mal umsteigen. Da direkt neben meinem Arbeitgeber ein Flughafenhotel mit regelmäßigem Shuttlebusservice seinen Sitz hat, dürfen wir diesen freundlicherweise mitnutzen.

Dort angekommen suche ich schnell mein Postfach auf, klaube die aufgelaufene Firmenpost zusammen, trage mich in die Anwesenheitsliste ein, suche die für den Umlauf erforderlichen Karten und habe sogar noch Zeit für ein kleines Schwätzchen mit meiner freundlichen Crewplanerin. Nachdem sich auch meine Dienstlaptop die neuesten für die Startberechnung erforderlichen Datenbanken aus dem Firmennetzwerk gesaugt hat, bin ich abfahrbereit.

Nun geht es per Taxi auf Firmenkosten genau dahin wieder zurück, wo ich gerade hergekommen bin: Nämlich zum Flughafenterminal (so sehen also Einsparungen in Zeiten der modernen Betriebswirtschaftslehre aus...;-))...

Beim Einchecken meines Koffers falle ich gleich schon wieder auf: 25,3 kg.
Erlaubt sind 25 kg, aber der Herr am Schalter ist mir freundlich und wohlgesonnen und drückt ein Auge zu.
Bisher hatte ich nie Probleme mit diesem Limit, nachdem ich mir jedoch vor einiger Zeit einen größeren Koffer angeschafft habe, verleitet dies nun unweigerlich dazu, denselben auch zu füllen... ("Noch ein Paar Wanderschuhe, kein Problem, ah, vielleicht könnte ich unterwegs ja mal wieder Laufen gehen, das wäre doch mal eine Gelegenheit, schließlich habe ich das die ganzen letzten Jahre nicht gemacht, also müssen noch Laufschuhe mit. Dann brauche ich aber noch ein paar T-Shirts zum Laufen und der Pulsmesser muss auch mit...". Im Endeffekt habe ich diese Dinge dann immer wieder ungenutzt zurück nachhause gebracht...)

In Köln gegen 1100 Uhr morgens im Hotel angekommen mache ich mich sofort per U-Bahn auf in mein Lieblingscafé, den "Bauturm" an der Aachener Straße.
Eigentlich ist der "Bauturm" ein kleines Theater, das aber eine schöne, etwas alternativ angehauchte Restauration besitzt.

Hier läßt sich wunderbar ein kleiner Salat verspeisen und diverse Zeitungen, Zeitschriften und Bücher gibt es noch obendrein zur Lektüre.

Da das Wetter jedoch schon fast frühlingshafte Temperaturen zeigt, kürze ich die Lektüre ab und bummele lieber gemütlich in Richtung Dom.

Hier erfülle ich mir einen langgehegten Traum:
Vor 13 Jahren absolvierte ich meinen Zivildienst in Köln. Damals, mit eher wenig finanziellen Mitteln ausgestattet, sah ich beim Gang über die "Domplatte" am Domhotel immer dessen gediegene Bar, die nachmittags als Café fungiert.

Dies war ein gemütliches Plätzchen, das jedoch immer weit außerhalb meiner damaligen finanziellen Möglichkeiten lag.
Damals schwor ich mir, sollte ich es mir einmal leisten können, so würde ich nach Köln zurückkehren und dort einen schönen Kakao trinken und mir einen Kuchen meiner Wahl (ohne einen einzigen Blick auf die Preisspalte der Karte...) munden lassen.

Diese perfekte Gelegenheit, den alten Schwur in die Tat umsetzen zu können, lasse ich mir nicht entgehen: Der Kuchen ist einfach köstlich. Ein Käsekuchenboden garniert mit einer unschlagbaren Waldbeerenmischung...
Mein Waage ächzt und meine Laufschuhe rufen aus dem Koffer, aber beides werde ich wohl geflissentlich überhören...;-)

Um die Kalorien ein wenig abzubauen entschließe ich mich noch zu einem Rheinspaziergang. Das Hotel liegt auf der "schäl Sick", der "falschen Seite", wie die Kölner sagen: Die Stadtteile Deutz und Kalk liegen auf der anderen Rheinseite, der Innenstadt gegenüber.

Die Sonne lacht und der Rhein schimmert beim Gang über die Hohenzollernbrücke in tausend verschiedenen Farben!

Am Hotel angekommen ist es auch bereits 1700 Uhr. Mein Kapitän ist inzwischen eingetroffen.
Wir verabreden uns für 1800 Uhr zum Essen, denn morgen früh ist um 0315 Uhr die Nacht zu Ende...

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Moin schön,

...das mit den Einsparungen der Firma ist schon Richtig,sie sollten ja zu Fuss gehen und nicht mit Taxi..;-))

..das was auf dem Rhein schimmerte war wohl das Öl..lach..kleiner Spass

JA, das mit den Preisen usw kenn ich, nur etwas anders.
Als ich in die Schweiz gegangen bin, dachte ich am Ende des ersten Tages...Marci, Marci du verhungerst hier...weil mich die Preise doch Arg geschockt haben.
Mittlerweile ist es genau anders rum, ist man mal wieder in Good old Germany dann schockt man auch hier, aber weils nicht so teuer ist.
Habe noch Ihren Beitrag gelesen, zwecks Bremsen. Das hatten wir gestern gerade erst in der Theorie, welch Zufall und kam mir sehr gelegen.
So ich werd mich mal wieder hinter die Bücher schwingen...will ja schliesslich, wenn auch kleiner, ja Pilot werden..;-)

22/3/06 21:36  

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